Veröffentlicht am 16. April 2025, 16:49 • Redaktion Lokale Perspektive
Die Musikschule Lausanne hat ein neues Programm ins Leben gerufen, das Kinder bereits im Vorschulalter an klassische Musik heranführen soll. Unter dem Titel „Klangwelten entdecken“ erleben die jungen Teilnehmenden auf spielerische Weise, wie Musik entsteht, wirkt und begeistert.
Im Fokus stehen nicht trockene Theorie oder technisches Üben, sondern das Hören, Fühlen und Mitmachen. Die Kinder dürfen Instrumente ausprobieren, Geräusche nachahmen und gemeinsam einfache Rhythmen entwickeln. Musikpädagogin Claire Dufour erklärt: „Wir wollen Neugier wecken, nicht Leistung fordern.“
Die Kurse finden in kleinen Gruppen statt und werden von speziell geschulten Lehrpersonen geleitet. Neben der musikalischen Früherziehung wird auch auf Sprachentwicklung, Sozialverhalten und Konzentration geachtet – Musik als ganzheitliches Bildungserlebnis.
Die Räume der Musikschule wurden für das Projekt neu gestaltet. Es gibt bunte Klanginseln, eine Klanghöhle zum Lauschen und eine große Wand voller Instrumente, die nach Lust und Laune entdeckt werden können. Eltern können in speziellen Eltern-Kind-Stunden mitwirken.
„Die Kinder strahlen, wenn sie die Geige das erste Mal in der Hand halten oder merken, dass sie mit zwei Löffeln einen Rhythmus erzeugen können,“ sagt Kursleiterin Sophie Morel. Besonders beliebt seien Percussion-Instrumente, bei denen sich schnell Erfolgserlebnisse einstellen.
Ein Highlight des Programms ist das monatliche Mini-Konzert, bei dem Kinder ihre Lieblingsstücke präsentieren dürfen – sei es ein gesungenes Lied, ein Rhythmus oder ein kleines Theaterstück mit Musik. Die Auftritte stärken das Selbstbewusstsein und machen die Fortschritte sichtbar.
Das Angebot richtet sich nicht nur an Lausanner Familien. Auch Kinder aus umliegenden Gemeinden können teilnehmen. Für einkommensschwache Familien wurden spezielle Fördermodelle eingerichtet, damit kein Kind ausgeschlossen wird.
Finanziert wird das Projekt durch die Stadt Lausanne sowie durch private Stiftungen, die musikalische Bildung unterstützen. Die Nachfrage ist bereits jetzt so groß, dass zusätzliche Kurse geplant werden müssen. Einige Termine sind auf Monate hinaus ausgebucht.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Integration. Kinder mit besonderen Bedürfnissen werden individuell betreut. Inklusion ist ein erklärtes Ziel – Musik als verbindende Sprache, die alle erreichen kann.
Die Resonanz aus der Fachwelt ist positiv. Pädagogische Hochschulen beobachten das Projekt mit Interesse und prüfen, ob sich ähnliche Modelle in anderen Regionen umsetzen lassen. Erste Kontakte mit Genf und Neuchâtel bestehen bereits.
Auch die klassische Musikszene freut sich über Nachwuchsinteresse. Musiker des Sinfonieorchesters Lausanne bieten gelegentlich Schnupperstunden an und berichten über ihren Berufsalltag. Der Austausch mit Profis bringt zusätzliche Inspiration.
Eltern berichten von positiven Veränderungen: mehr Geduld, mehr Konzentration, mehr Freude am Ausdruck. Für viele ist der Kurs ein fester Bestandteil des Alltags geworden – nicht als Pflicht, sondern als Erlebnis.
Die Musikschule plant bereits die nächsten Schritte. Ein Folgeprogramm für ältere Kinder ist in Vorbereitung, das auch erste Notenlehre und Instrumentalunterricht umfasst. Die musikalische Reise hat gerade erst begonnen – mit Begeisterung, Herz und viel Klang.