Veröffentlicht am 30. April 2025, 09:37 • Von Max Mustermann, Lokale Perspektive
In Winterthur brodelt die Stimmung: Die Stadtverwaltung hat eine Erhöhung der Parkgebühren im Zentrum angekündigt, was bei vielen Bürgerinnen und Bürgern für Empörung sorgt. Besonders Gewerbetreibende sehen durch die Maßnahme ihre Kundschaft in Gefahr und befürchten Umsatzeinbußen.
Laut dem kommunalen Verkehrskonzept sollen die Parkgebühren im Kernbereich um durchschnittlich 25 Prozent steigen. Die Stadt begründet dies mit dem Ziel, den Autoverkehr zu reduzieren und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu fördern. Diese Strategie ist Teil eines umfassenden Nachhaltigkeitsplans.
Nicht alle teilen diese Sichtweise. In einer spontan organisierten Protestaktion versammelten sich vergangene Woche über 200 Anwohner auf dem Neumarkt, um ihrem Ärger Luft zu machen. Plakate mit Aufschriften wie „Parken darf kein Luxus sein“ oder „Innenstadt stirbt aus“ prägten das Bild.
Die Winterthurer Sektion des Gewerbeverbands hat sich ebenfalls kritisch geäußert. In einer Pressemitteilung betont sie, dass viele kleine Läden ohnehin mit sinkender Frequenz kämpfen würden. Die höheren Parkgebühren seien ein zusätzlicher Belastungsfaktor, der das Überleben vieler Geschäfte gefährde.
Besonders betroffen seien auch ältere Menschen und Familien, die auf das Auto angewiesen seien, um Einkäufe in der Innenstadt zu erledigen. Für sie bedeute die Erhöhung eine spürbare Einschränkung ihrer Mobilität und Teilhabe am öffentlichen Leben.
Die Stadt verweist auf Alternativen: Die Einführung eines günstigeren Kurzparkertarifs sowie die Förderung kombinierter Angebote mit dem ÖV. Zudem sei geplant, mehr Fahrradabstellplätze zu schaffen und das Carsharing-Angebot zu erweitern.
Stadtrat Daniel Meier, zuständig für Verkehr und Umwelt, zeigt Verständnis für die Kritik, betont aber die Notwendigkeit der Maßnahme: „Unsere Innenstadt soll für Menschen und nicht für Blechlawinen da sein. Wer wirklich muss, findet auch künftig einen Platz.“
Eine Umfrage des Winterthurer Tagblatts unter 1.000 Einwohnern zeigt jedoch ein differenziertes Bild: 47 % lehnen die neuen Tarife ab, 39 % befürworten sie, während 14 % unentschlossen sind. Die Meinungen variieren stark je nach Altersgruppe und Wohnlage.
Auch im Stadtparlament ist das Thema heiß umstritten. Während Grüne und SP die Maßnahme unterstützen, lehnen FDP und SVP die Gebührenerhöhung kategorisch ab. Ein Vorstoß zur Verschiebung der Einführung wurde jedoch knapp abgelehnt.
Die Stadt rechnet trotz Widerstand mit der Umsetzung ab dem kommenden Quartal. In einem Pilotprojekt sollen die Auswirkungen der Maßnahme über sechs Monate genau beobachtet und evaluiert werden.
Einzelne Ladenbesitzer zeigen sich pragmatisch: „Wir müssen kreativ werden – vielleicht mit Gutscheinen für Parkgebühren oder Lieferdiensten,“ meint etwa Sabine Roth, Inhaberin einer Buchhandlung in der Altstadt.
Auch digitale Lösungen sind im Gespräch. Eine neue App soll es künftig ermöglichen, Parkplätze einfacher zu finden und Tarife transparent einzusehen. Die Stadt setzt auf Technik, um Akzeptanz zu fördern.
Ob die Maßnahme langfristig die gewünschten Effekte bringt oder den Stadtzentren schadet, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Die Debatte um Mobilität und Zugang zur Innenstadt wird Winterthur noch lange beschäftigen.